England, Newmarket
Im Jahr 2013 bin ich für 2 Monate nach Newmarket, um mich Fortzubilden. Die kleine Pferdestadt ist wirklich für alle Pferdebegeisterte und Rennfreunde eine absolute Sehenswürdigkeit. Anstelle von Fahrradwegen gibt es Reitwege und extra Pferdeampeln, damit man ohne Gefahr die Straßen überqueren kann. Die Ampeln schalten auch sehr schnell auf Rot für die Fahrer und Grün für die Reiter. Denn jeder weiß, Warten mit einem Pferd ist manchmal gar nicht so leicht. In dem Stall, in dem ich gearbeitet hatte, waren gut 100 Pferde für das Training eingestellt. Jeder hatte 5 feste "Pflegepferde", die er abends putzen, füttern, abmisten und die Tränkeeimer auffüllen musste. In England trinken die Pferde noch aus Wassereimern, aber nicht weil sie noch keine Tränken haben, sondern weil sie so kontrollieren können, ob ein Pferd genug trinkt oder auch nicht. Veränderungen am Trinkverhalten fallen sofort auf. Jeden Tag hat jeder
4 Pferde zum reiten, dies hat aber je nach Training gewechselt, im Gegensatz zu den "Pflegepferden". Durch das etwas mildere Klima im Winter, konnten wir ungestört den ganzen Winter durch reiten. Dabei hatte ich viel Gelegenheit, unzählige neue Sachen zu lernen, beispielsweise das Trainieren eines Pferdes und die bestmögliche Vorbereitung. Das Faszinierendste war die Frage meines Trainers, nach einer Arbeit mit meinem mir stets zugeteilten Schimmel Wallach Spiffer, wie ich denn die Arbeit fand. Da die Arbeit nicht so berauschend war, sagte ich das auch. Woraufhin er nachhakte: "Ok, aber ist dein Pferd glücklich?" Ich schaute ihn skeptisch an und dachte er scherzt... Aber er fragte wiederholt: "Und? Ist Spiffer glücklich?" Ich sah mein Pferd an, fühlte was denn mein Pferd so fühlt und antwortet verwundert: "Ja ist er!" Daraufhin lachte mein Trainer und erwiderte: "Wenn dein Pferd glücklich ist, bin ich es auch!" Er ritt weiter um sich über die anderen Pferde zu erkundigen.
In der selben Woche lief mein Pferd Spiffer ein Rennen und gewann! In der Zeit in der ich in England war, ritt ich fast durchgehend Spiffer und er gewann 2 von 3 Rennen. Das 3. Mal war er dann noch Dritter. Er war schon ein recht besonderes Pferd. Einfach eine tolle Zeit!
Rennen in Chelmsford
Im Jahr 2017 flog ich dann noch einmal beruflich nach London, denn ich war zum dritten Mal von H.H. Sheikha Fatima Bint Mubarak Ladies World Championship (IFAHR) eingeladen. International wurden Jockeys eingeflogen, und die Pferde ausgelost. Es gab ein Lehrlingsrennen und ein Amazonenrennen, indem ich ritt. Mein Pferd war eine schöne Schimmelstute, recht groß und kräftig für einen Araber. Mein Trainer wollte, dass ich mit von vorne gehe, je nach dem wenn einer dort viel zu schnell abhauen möchte, soll ich den ruhig lassen und mein Rennen reiten. Allerdings weiß er nicht, ob mein Pferd gut aus der Startmaschine abspringt, das war immer unterschiedlich. So, mit diesen Worten widmete ich mich meinem Pferd und dem Rennen. Im Aufgalopp lernte ich meine Stute erst mal so gut wie möglich kennen. Eine sehr sympathisch, ruhige aber innerlich sehr nervöse Stute. Hinter der Startmaschine war sie innerlich noch ruhig und schaute den anderen Pferden zu, wie sie herumsprangen. Wir gingen dann auch brav und ruhig in die Startmaschine, jedoch war sie drinnen soo nervös und begann zu zittern, wie Espenlaub. Für meinen Versuch wartete ich, bis nur noch 3 oder 4 Pferde fehlten, um das nervöse unsichere Pferd zu beruhigen und zu konzentrieren. Anschließend klopfte ich sie feste ab. Am Hals, auf der Kruppe, überall wo ich hinkam. Zuerst erschrak sie, da es neu für sie war. Aber es gefiel ihr und es gab ihr Zuversicht und Vertrauen. Somit konnte sie ihre Nervosität senken und konzentrierte sich ganz auf das Rennen. Als der Starter dann schließlich von 3 runter zählte, nahm ich beide Zügel, machte meine schöne Stute fertig, und tatsächlich sprangen wir als erstes aus der Startmaschine raus und übernahmen die Spitze. Nach wenigen Metern übernahm ein anderes Pferd diese und gewann es überlegen. Wir hatten jedoch ein schönes ungestörtes Rennen und errungen einen sehr guten zweiten Platz. Der Sieger war unschlagbar in diesem Wettkampf, denn sobald wir uns näherten flog dieser noch weiter weg. Der Trainer meines Pferdes war total zufrieden mit dem zweiten Platz und machte mir gleich ein Jobangebot für England. Trotz großer Freude, flog ich lieber wieder nach Hause ins schöne Bayern.