Pferdeflüsterin Tamara Hofer
                                 Es gibt kein Problem, das sich nicht individuell lösen lässt!

Chile, Santiago und Conception

Das Jahr 2016 habe ich komplett in Chile verbracht und auf einer Privat-Trainingsanlage gelebt und gearbeitet. In diesem Jahr habe ich mehr gelernt, als ich mir vorstellen konnte. Mehr als nur die Sprache und natürlich auch die Kultur. Wie man mit anderen Mitteln Pferde pflegt und füttert, wie man Rennpferde ohne Sattel reitet, arbeitet, sogar einreitet, aus der Startmaschine springt und vieles, vieles mehr. Mit einem Begleitpferd zu reiten oder auch selbst das Begleitpferd zu reiten. 
Aber mal zurück zum Anfang, denn da war alles gar nicht so leicht. Denn mein kleiner Spanischkurs in Deutschland hat mir überhaupt nicht weiter geholfen, denn in Chile haben sie ungefähr so einen Dialekt wie wir in Bayern... Außerdem war meine deutsche Rennlizenz nur bedingt gültig, denn mir fehlte ein Sieg, um in Chile als Profi und nicht als Lehrling angesehen zu werden. Damit ich allen Schulungen entgehen konnte, wurde ich alleine nach Conception geschickt.       500 km entfernt von Santiago, meiner Heimatstadt. Ohne Spanisch Kenntnisse... Man sagte mir einen Namen und eine Adresse und das war es auch. In Conception angekommen suchte ich meinen neuen Trainer. Gott sei Dank nahm mich seine Frau ganz herzlich bei ihnen zu Hause auf und half mir bei allem. Wenn man möchte, versteht man sich schon irgendwie mit Händen und Füßen. 

Das erste Training auf der Rennbahn, war für mich eine ziemliche Herausforderung. Es waren NUR Männer dort und ich kam mir wie eine Außerirdische vor. Alle begafften mich und tuschelten, was ich sowieso wegen der Sprache nicht verstehen konnte. Danach musste ich einen Startmaschinen-Test machen, ich glaube die halbe Rennbahn ist auf die Startmaschine geklettert, nur um diese neue Frau reiten zu sehen. Das klappte ganz gut, weil ich mich einfach konzentrierte und somit war ich eins mit dem mir unbekannten Pferd. Test bestanden. Nach kurzer Zeit gewöhnte ich mich daran, nichts zu verstehen und die Blicke zu ignorieren. So bekam ich auch nach fast 3 endlos langen Monaten meine chilenische Rennlizenz. 
Nun kam es ganz auf mich an, wenn ich mein erstes Rennen gleich gewinnen kann, darf ich zurück in mein Privatgestüt in Pirque, Santiago. Dementsprechend ritt ich im ersten Rennen in Conception um mein Leben. 
Zum Glück gewann ich sofort mit 8 Längen einfach und souverän in Chile. Somit hatte ich mir endgültig meinen Platz und die Akzeptanz unter den ganzen Männer und den anderen Jockeys verdient. Aber am Wichtigsten war es für mich wieder zurück nach Santiago zu dürfen. Wo ich nicht angegafft wurde, die Arbeiter alle total lieb und nett zu mir waren und mir mit viel Mühe Sprache und ihren Stallalltag beizubringen.
Am schönsten fand ich das Reiten eines Rennpferdes ohne Sattel. Auch zur großen Freude der Kollegen, die mich zu gerne bei meinen ersten Versuchen beobachteten. Gezielt wählte ich mir anfangs die Pferde aus, welche ich mit oder ohne Sattel ritt. 
Nach meinem ersten Sieg in Conception folgten auch noch viele weitere, selbst auf der Hauptbahn im Club Hipico Santiago konnte ich mich gegen die Männerdomäne erfolgreich durchsetzten. An meinem erfolgreichsten Tag in Chile ritt ich in Conception  6 Rennen, 3 gewann ich davon, und 2 mal platziert! 
Chile war für mich ein Erlebnis, welches ich nie wieder missen möchte.